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Statistik der Unfallversicherung UVG

Februar 1997 - Benefit / Das Kundenmagazin der Suva


Weniger Unfälle dank Pillenknick

Von 1964 bis 1978 hat die Zahl der Neugeborenen in der Schweiz um mehr als einen Drittel abgenommen. Dieser Rückgang macht sich heute bei den Unfallzahlen deutlich bemerkbar.

Zwischen 1964 und 1978 hat die Zahl der Neugeborenen in der Schweiz kontinuierlich von 112'890 auf 71'375 abgenommen. Dies entspricht einem Rückgang von 36,8 Prozent - also von mehr als einem Drittel! Die Frauen und Männer mit Jahrgang 1964 bis 1978 sind heute zwischen 19 und 33 Jahre alt. Diese geburtenschwachen Jahrgänge sind allmählich alle in das Erwerbsleben eingetreten. Sollte sich dies nicht auch bei den Unfallzahlen bemerkbar machen, wenn man bedenkt, dass gerade junge Leute überdurchschnittlich oft verunfallen? Zur Beantwortung dieser Frage werden die Freizeitunfälle von Schweizer Männern betrachtet, welche rund 60 Prozent aller bei der Suva gemeldeten Freizeitunfälle ausmachen.1)

Risikogruppe der unter 30-jährigen

Aus den Statistiken ist bekannt, dass die relative Häufigkeit von Freizeitunfällen besonders bei den unter 30-jährigen sehr hoch ist. Die zeitliche Entwicklung der Altersstruktur bei den Versicherten kann leider nicht direkt beobachtet werden, weil das Alter erst erhoben wird, wenn sich ein Unfall ereignet. Die Entwicklung der Altersstruktur lässt sich also nur indirekt verfolgen. Andere Faktoren, wie zum Beispiel eine allfällige Veränderung des Unfallrisikos, die zunehmende Verlagerung der Beschäftigung in den Dienstleistungssektor oder die steigende Arbeitslosigkeit, können dabei auch eine Rolle spielen.

Demographische Entwicklung als wichtigster Faktor

Grafik 1 zeigt deutlich, dass innerhalb von nur fünf Jahren in den unteren Altersklassen ein markanter Rückgang der Unfälle zu verzeichnen ist. Demgegenüber ist bei den über 30-jährigen mehrheitlich ein leichter Zuwachs zu beobachten. Über alle Altersklassen ergibt sich zwischen 1990 und 1995 bei den Suva-versicherten Schweizer Männern ein Rückgang der Freizeitunfälle um 7,4 Prozent. Noch interessanter ist die Entwicklung in den einzelnen Altersklassen. Grafik 2 zeigt den Verlauf der Unfallzahlen zwischen 1985 und 1995 für die drei untersten Altersklassen, für jene Klassen also, welche heute vom Geburtenrückgang in den 60-er und 70-er Jahren betroffen sind. Die Freizeitunfälle der 15- bis 19-jährigen nehmen in der Beobachtungsperiode kontinuierlich ab. Die Abnahme der Unfälle um 41 Prozent übertrifft diejenige der entsprechenden Geburtenjahrgänge, welche «nur» 31 Prozent beträgt. Immerhin scheinen aber rund drei Viertel des Rückgangs auf die demographische Entwicklung zurückzuführen zu sein.

Verlagerung in obere Altersklassen

Die Klasse der 20- bis 24-jährigen weist in den Jahren 1986 und 1987 am meisten Unfälle auf. Die letzten geburtenstarken Jahrgänge 1964 und 1965 waren damals gerade durchschnittlich 22 Jahre alt. Seit 1987 sind auch hier die Unfallzahlen bereits um über 10 000 gesunken. Das Minimum dürfte im Jahr 2000 erreicht sein: dann, wenn der geburtenschwächste Jahrgang 1978 ebenfalls 22 Jahre alt sein wird. Bei den 25- bis 29-jährigen sind im Jahr 1992 am meisten Unfälle zu verzeichnen: fünf Jahre nach dem Maximum bei den 20- bis 24-jährigen. Es sind wieder die Vertreter der letzten geburtenstarken Jahrgänge, welche ja fünf Jahre später zur nächsthöheren Fünfjahresaltersklasse gehören. Seit 1994 ist die Klasse der 25- bis 29-jährigen sogar diejenige mit den meisten Unfällen. Auch hier ist jedoch in Zukunft ein weiterhin abnehmender Trend bis ins Jahr 2005 zu erwarten.

Und nach dem Pillenknick?

Gesamthaft dürfte bei den Schweizer Männern aller Altersklassen zusammen die Zahl der Freizeitunfälle bis über die Jahrtausendwende hinaus weiterhin abnehmen. Dass sich die letzten geburtenstarken Jahrgänge in die oberen Altersklassen verlagern, vermag den überdurchschnittlichen Einfluss der reduzierten Altersklassen unter 30 vorerst nicht zu kompensieren. Neben dem weiterhin zu erwartenden Rückgang der Freizeitunfälle dürften sich gesamthaft die Kosten pro Fall leicht erhöhen, weil der Einfluss der im Mittel weniger teuren Unfälle der jüngeren Altersklassen abnimmt.

Aber auch der Pillenknick hat ein Ende. Im Jahr 1996 zeigt die Altersklasse der 15- bis 19-jährigen Schweizer Männer wieder eine leichte Zunahme der Unfälle gegenüber dem Vorjahr.

Peter Andermatt
Bereich Statistik





1)

Mit dieser Einschränkung wird vermieden, dass andere Faktoren wie zum Beispiel der sich verändernde Ausländeranteil oder die Teilzeitbeschäftigung die Ergebnisse beeinflussen.


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Letzte Aktualisierung: 15.06.2005