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Statistik der Unfallversicherung UVG

Die Unfallstatistik UVG 2007 ist erschienen


Die gute Wirtschaftslage senkt die Unfallkosten

Die Kosten der Unfälle steigen zu Beginn einer Rezession sofort an und sinken bei einer konjunkturellen Erholung auch sogleich wieder ab. Die Nettoprämien folgen dem Konjunkturzyklus mit einer Latenzzeit von 3 bis 4 Jahren. Hält die seit 2004 gute Konjunkturlage weiter an, dürften die Nettoprämiensätze in absehbarer Zeit ebenfalls sinken.

Die neue UVG-Statistik, die auf den Ergebnissen aller 36 UVG-Versicherern basiert, zeigt für das Jahr 2005 zwei markante Veränderungen gegenüber dem Vorjahr auf. Die Zahl der neu registrierten Invalidenrenten hat um 13 Prozent abgenommen während die Nettoprämien um 8,5 Prozent gestiegen sind. Das erscheint auf den ersten Blick paradox, verursachen die Invalidenrenten doch gut ein Viertel der Gesamtkosten. Weshalb sind 2005 die Prämien so stark gestiegen, während sich die Gesamtkosten der Unfälle um 1,3 Prozent zurückgebildet haben? Die Antwort liegt in der Finanzierungsweise der Unfallkosten.

Das Unfallversicherungsgesetz (UVG) schreibt vor, dass die Nettoprämien für jeden Unfalljahrgang so zu bemessen sind, dass sie ausreichen, alle künftigen Kosten dieser Unfälle zu finanzieren. Damit ist gewährleistet, dass die Schäden von denjenigen Unternehmen getragen werden, die zum Zeitpunkt des Schadeneintritts am Markt tätig sind.

Langfristige Finanzierung
Die Abwicklung der Schadenfälle ist ein langfristiges Geschäft. Es dauert viele Jahre, bis die Gesamtkosten eines Unfalljahrganges einigermassen vollständig bekannt sind. Die Prämien sind jedoch im Voraus zu entrichten und müssen von den Versicherern entsprechend zum Voraus geschätzt werden. Für die Schätzung des Prämienbedarfs stützen sich die Versicherer auf die Erfahrungen früherer Jahre. Die erste Schätzung wird dann jährlich revidiert, wobei sich die Revisionen auf zunehmend grössere Anteile an bereits bekannten Kosten abstützen können.

Wie viel ein Schadenjahrgang letztlich kostet, hängt von zahlreichen Faktoren ab. Die kontinuierliche Präventionsarbeit, die Verbesserungen bei der Schadenabwicklung und die anteilsmässige Abnahme der risikoreichen Arbeitsplätze aufgrund des wirtschaftlichen Strukturwandels wirken langfristig kostensenkend, während die laufende Teuerung der Heil- und Pflegekosten, die demografische Alterung, die zunehmend aktivere Freizeitgestaltung auch der älteren Versicherten, die durch den Klimawandel noch gefördert wird, und die Ausweitung der Leistungspflicht zu schleichenden Kostenausweitungen führen.

Unter dem Strich hat der Aufwand für Berufsunfälle und Berufskrankheiten während der letzten 18 Jahre um gut 3 Prozent abgenommen, und zwar von gut 7 Franken auf noch 6.80 Franken je 1’000 Franken der versicherten Lohnsumme (Grafik 1). Bei den Freizeitunfällen ist der Aufwand im gleichen Zeitraum hingegen von gut 10 Franken auf fast 12.50 Franken je 1’000 Franken Lohnsumme angestiegen. Das entspricht einer Zunahme von knapp 23 Prozent.



1987 betrugen die Nettoprämien 17.70 Franken je 1’000 Franken Lohnsumme, davon entfielen 6.95 Franken auf die Berufsunfallversicherung und 10.75 Franken auf die Nichtberufsunfallversicherung (Grafik 2). 2005 betrugen die entsprechenden Nettoprämien 7.60 Franken beziehungsweise 13.60 Franken je 1’000 Franken Lohnsumme, zusammen also 21.20 Franken.



Unfallkosten sind abhängig von Konjunkturzyklus
Den langfristigen Trends ist sowohl bei den Fallkosten wie auch bei den Prämien eine markante zyklische Komponente überlagert. Erhebliche Kostensteigerungen waren insbesondere in den Jahren 1990 bis 1993 und dann wieder 2000 bis 2003 zu verzeichnen. Diesen Kostensteigerungen folgten – mit einer gewissen Latenzzeit – entsprechende Prämienanpassungen. In der dazwischen liegenden Phase in der zweiten Hälfte der Neunzigerjahre bildeten sich sowohl die Kosten als auch die Prämien zurück.

Die Ursache dieses zyklischen Anstiegs und Abfalls der Unfallkosten ist der Konjunkturzyklus. Das zeigt sich deutlich, wenn man etwa die Entwicklung der Zahl der Stellensuchenden mit der Zahl der neu verfügten UVG-Invalidenrenten vergleicht (Grafik 3). Immer dann, wenn die Zahl der Stellensuchenden zunimmt, steigt auch die Zahl der Verunfallten, die nicht mehr ins Arbeitsleben eingegliedert werden können. Auch eine verzögerte Wiedereingliederung erhöht die Unfallkosten wegen der verlängerten Taggeldbezugsdauer. Die Konjunkturlage wirkt sich so nachhaltig auf die Unfallversicherung aus, weil das Taggeld und die Invalidenrenten zusammen über 60 Prozent der gesamten Unfallkosten ausmachen.



Der Konjunkturzyklus ist in seinem Verlaufe nicht vorhersehbar und lässt sich entsprechend auch schlecht in den im Voraus zu schätzenden Prämienbedarf berücksichtigen. Die Differenzen zwischen den geschätzten und den real anfallenden Kosten, die sich in Rezessionsphasen kumulieren, ergeben eine zunehmende Unterdeckung, welche schliesslich zu Prämienerhöhungen zwingt.

Die ersten verfügbaren Zahlen für das Jahr 2006 zeigen, dass die Zahl der neu verfügten Invalidenrenten weiter zurückgegangen ist. Entsprechend darf auch bei den Gesamtkosten mit einer weiteren Entspannung gerechnet werden. Bei anhaltend guter Konjunkturlage dürften die in den Jahren 2000 bis 2003 entstandenen Unterdeckungen in absehbarer Zeit amortisiert sein und zu einem Rückgang der mittleren Nettoprämiensätze führen.


3,5 Millionen Vollbeschäftigte, 217 Milliarden Franken Lohn

Gemäss Statistik der 36 Schweizer Unfallversicherer waren im Jahr 2005 gut 3,5 Millionen Vollbeschäftigte mit einer Lohnsumme von 217 Milliarden Franken obligatorisch gegen Unfälle und Berufskrankheiten versichert. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl der Versicherten um 0,8 Prozent. Die Nettoprämien nahmen um fast 8,5 Prozent auf gut 4,7 Milliarden Franken zu, während die Zahl der neu registrierten Fälle um 0,4 Prozent auf 731'000 sank. Die Kosten für Unfälle gingen um 1,3 Prozent auf 4,3 Milliarden Franken zurück. Die Zahl der neu registrierten Unfälle von Stellensuchenden Personen nahm um 2,2 Prozent ab, die versicherten Arbeitslosentaggelder sanken um 8,2 Prozent.

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Letzte Aktualisierung: 18.06.2007